Arbeitsfelder

Alltag und Aneignung

Gesellschaftliche Transformationsprozesse spiegeln sich in den alltäglichen Praktiken des Wohnens. Gleichzeitig werden diese im Alltag bewältigt, erlitten und verhandelt. Stets strukturiert zudem die gebaute Umwelt die Möglichkeiten, wie Wohnräume angeeignet werden können. Konzeptionell daran anschließend versammelt das Arbeitsfeld Forschungsprojekte, die v. a. subjektzentriert untersuchen, wie die vier gegenwärtigen Trends des Wandels im Alltag des Wohnens sichtbar werden und Formen der Aneignung von Wohnraum und das Verhältnis zwischen Subjekten und materiellen Strukturen verändern.

Gefragt wird dabei auch, mit welchen sozialräumlichen Konflikten und Aushandlungen diese einhergehen, welche alltagsstrukturierenden Wirkungen baulich-technische Wohnarrangements entfalten und wie die Wohnenden sich die gebaute Umwelt in womöglich widersprüchlicher Form neu aneignen.

© Tanja Djordjevic via Flickr CC BY NC ND 2.0

Regulierung und Steuerung

Angesichts der Rückkehr der Wohnungsfrage, der Finanzialisierung der Eigentumsstrukturen und der Neoliberalisierung von Wohnungs- und Bodenpolitiken haben in jüngerer Zeit Aushandlungsprozesse und Konflikte um die staatliche Regulierung und gesellschaftliche Steuerung der Wohnungsversorgung wieder signifikant an Bedeutung und Brisanz gewonnen. Übergreifend problematisiert das Arbeitsfeld, wie die vier Prozesse des Wandels des Wohnens und deren räumliche Materialisierungen von Formen der politischen Regulierung und gesellschaftlichen Steuerung durchzogen sind bzw. diese verändern.

Im Zentrum steht die Frage, inwiefern sich gegenwärtig eine neue, womöglich postneoliberale Phase politischer Aushandlungsprozesse um die Ausgestaltung der Wohnungsversorgung angesichts widersprüchlicher ökonomischer, sozialer und ökologischer Ansprüche und Interessen identifizieren lässt, die sich signifikant sowohl von der fordistischen als auch der leoliberalen Epoche unterscheidet und mit welchen spezifischen räumlichen Materialisierungen diese einhergeht.

Produktion und Bewirtschaftung

Wohnraum, betrachtet in unterschiedlichem Maß als Wirtschafts- oder auch Sozialgut, wird entworfen, geplant, gebaut oder erhalten, veränderten Bedürfnissen angepasst und als Bestand bewirtschaftet. Die Praktiken der Produktion und Bewirtschaftung variieren dabei je nach historischer Gesellschaftsformation sowie in Abhängigkeit von technologischen Entwicklungen und der Struktur der beteiligten Akteure des Bau- und Wohnungssektors sowie Eigentumsformen erheblich.

Aber auch aktuelle Bedarfe der Ökologisierung, Flexibilisierung und Diversifizierung machen Forschung notwendig, die energetische Erneuerung, Pflege und ökologische Reprogrammierung des Wohnungsbestandes sowie nachhaltige Produktionsweisen im Neubau mit sozialen Ansprüchen an die Bezahlbarkeit des Wohnens in Einklang zu bringen. Gleichzeitig schwingt die Frage mit, welche ökonomischen Strukturen, Praktiken und Interessen dem entgegenstehen, welche sozialen Konflikte und Aushandlungsprozesse damit einhergehen und wie sich diese räumlich zwischen schrumpfenden Dörfern und Städten ausdifferenzieren.

© Barbara Schönig