Die Anfänge staatlicher Regulierung des Wohnens werden oftmals auf die Weimarer Republik datiert und mit dem Begriff der Wohnungszwangsverwaltung in Verbindung gebracht. Tatsächlich kam es jedoch schon während des Ersten Weltkrieges zu staatlichen Interventionen, die auf die dramatischen Entwicklungen auf dem Wohnungsmarkt und die aufkommenden sozialen Spannungen reagierten. Manche der kriegsbedingten Notmaßnahmen erwuchsen zu Dauerreglungen, andere Maßnahmen verschwanden wieder. Hinter einem gewissen Grad an Verrechtlichung des Wohnens konnte der Staat allerdings weder nach dem Ersten Weltkrieg noch später nach dem Zweiten Weltkrieg zurückbleiben, wobei die Probleme der Lebenswirklichkeit, die sich im Zusammenhang mit dem Wohnen stellten, im Laufe der Zeit durch verschiedene Steuerungsansätze auf unterschiedlichen Rechtsgebieten und von unterschiedlichen Normebenen aus erfolgten. Der Vortrag nimmt die Anfänge und Entwicklungslinien der Verrechtlichung des Wohnens in den Blick und zeigt Kontinuitäten und Ambivalenzen der gewählten Regulierungsansätze auf.
Pia Lange, geboren 1982, hat in Göttingen und Kapstadt Rechtswissenschaft studiert. Nach dem Ersten Staatsexamen promovierte sie in Göttingen am Institut für Allgemeine Staatslehre und Politische Wissenschaften. 2021 habilitierte sie sich mit der Arbeit “Staatliche Wohnraumvorsorge”, in der sie darlegt, dass den sozialen Staat unter dem Grundgesetz eine Gewährleistungsverantwortung für die Wohnraumversorgung der Bevölkerung trifft. Seit 2022 ist sie Professorin an der Universität Bremen für Öffentliches Recht, Europarecht, Sozialrecht, Geschlechter- und Vielfaltsdimensionen im Recht und Direktorin des Zentrums für Europäische Rechtspolitik. Seit 2023 ist sie zudem Richterin des Staatsgerichtshofs Bremen.
Veranstaltungsort: Marienstraße 13 (Hörsaal D), Weimar
digitale Teilnahme: BigBlueButton (Zugangscode: 98kbz7) https://meeting.uni-weimar.de/b/rooms/f2l-jnf-ajn-mfo/join